Bewegung sichtbar machen

Annemarie Stüssi Anzeiger Affoltern a.A. 23.5.03

Die bekannte Bonstetter Künstlerin Carmen Cabert Steiner erarbeitet unablässig Stilmittel die ihre formalen und geistigen Visionen ins Bild fassen und übermitteln können. Dabei hat sie ein grosses Vorbild: den deutsch-französichen Künstler Max Ernst. Das hält sie jedoch nicht davon ab, ihre ganz persönliche Ausdrucksweise zu suchen und zu finden. In der renommierten "Galerie zum Elephanten" in Zurzach kommen die neueren Ergebnisse dieses Weges unter dem Titel " Evolution eine Bildes" eindrucksvoll zur Geltung.

Carmen Cabert Steiner konnte schon wiederholt ihre Arbeiten in der Galerie für Gegenwartskunst und an zahlreichen anderen Ausstellungsorten präsentieren und ist damit stets auf lebhaftes Interesse gestossen. Denn die Künstlerin macht sich ihre Arbeit nie einfach und sucht nicht zuletzt in technischer Hinsicht stets nach adäquaten Ausdrucksmitteln, wichtig ist ihr auch der geistige Hintergrund ihrer Arbeit und die inneren Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Werken. Das schliesst allerdings nicht aus, dass jedes einzelne Bild durchaus für sich bestehen kann.

Ein "Urbild" als Ausgangspunkt - Für die aktuelle Ausstellung hat die Künstlerin ein grossformatiges Werk im Stil des action-painting" geschaffen, das ihr als Basis und Inspiration für eine Vielzahl weiterer Arbeiten diente.Die auf den ersten Blick ungegenständliche Komposition enthält nämlich aussagestarke Motive, die durch Übermalungen und Umgestaltungen scheinbar verdeckt wurden. Mit dem Stilmittel der "Frottage" gelingt es ihr, diese Bilder im Bild wieder sichtbar zu machen. Sie verwendet dazu ein Blatt Papier,welches sie auf einen Ausschnitt des gemalten Bildes legt und mit Hilfe von Graffitstiften die malerischne Erhöhungen und Strukturen herausarbeitet. So zeigen sich dann unverkennbar Gestalten in Bewegung, Gesichter die sich einander zuwenden, tänzerische Rhythmen, aus denen Musik aufzuklingen scheint. Entstanden sind die Vorstudien zu solchen Bildern ursprünglich auch im austausch mit einer professionellen Tänzerin. Bewegung ist ein Stichwort, das für Carmen Cabert von grosser Bedeutung ist. Dabei geht es ihr auch um die geistige Bewegung, das unablässige Suchen und Forschen, das letztlich immer wieder ins eigene Zentrum führt. Vor Jahren haben wir an dieser Stelle über die sogenannten Abklatsch-Bilder der Malerin geschrieben. Dabei handelt es sich um eine künstlerische Technnik, die wie oben angetönt, auf Max Ernst zurück geht und bei wecher mit Hilfe von eingefärbten Glasplatten die Strukturen eines darunter liegenden Bildes wiedergegeben und gleichzeitig verfremdet werden. Diese Technik ist es nun auch, die sie unter anderem erneut anwendet, um den verborgenen Ideen ihres Urbildes nachzuspüren.

Im Mittelpunkt: der Mensch

Auch dann, wenn dies auf den ersten Blick nicht klar erkennbar ist, findet sich in Carmen Caberts Arbeiten immer wieder der Mensch. Menschen im Gespräch, Menschen im Tanz, Menschen im inneren und äusseren Austausch. Dabei sind es anfänglich oft ganz bestimmte Personen, die sie zeichnerisch einfängt und die sich im Verlaufe der Arbeit zu stilisierten Gestalten umformen. Wenngleich wichtige Arbeiten in Schwarz-Weiss ausgeführt sind, spielt die Farbe doch eine entscheidende Rolle. So werden denn manche Bilder von nächtlichem Blau, einem warmen Gelb oder auch von einem hellen Grün gekennzeichnet. Rot findet einerseits in Arbeiten, weche städtische Unrast und Bewegungsdichte auszudrücken scheinen und andererseits oft als sparsamen, abr nie nebensächlichen Akzent, seine Anwendung finden und ist zuweilen auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. So wie denn überhaupt die Bilder von Carmen Cabert Steiner zwar unmittelbar ansprechen, sich aber dich erst bei näherer Beschäftigung voll erschliessen. Dazu dienen nicht zuletzt die Text, welche die Künstlerin verfasst und in der Ausstellung gut sichtbar angebracht hat.